Sind wir eine gerechte Gesellschaft?

Meiner Meinung sind wir keine gerechte Gesellschaft. Nach einer Umfrage empfinden nur 20% der Deutschen, dass es gerecht in unserem Land zugeht! Ich mache es beispielhaft an unseren ungerechten Bildungssystem in Deutschland deutlich, dass im Internationalen Vergleich als extrem unfair dasteht.

Nur 11% der Studenten kommen aus einen Arbeiterhaushalt. Wie kann das sein? Die Politik schwafelt ja davon, dass wir ein Fachkräftemangel haben, z.B. an Ingenieuren. Aber was tut die Politik? Sie führt Studiengebüren ein, was noch mehr junge Menschen aus einfachen Verhältnissen davor abschreckt ein Studium zu beginnen.

Aber die Ungerechtigkeit beginnt schon im frühesten Kindersalter. Das habe ich in meinen Praktikum erlebt, dass ich in einem Kindergarten im Zentrum von Bochum machte. In diesen Kindergarten war ein hoher Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund, die hauptsächlich sehr wenig Deutsch konnten. Deswegen fällt es den Pädagogen sehr schwer diesen Kindern etwas zu vermitteln, den deutschen Kindern auch, weil die Pädagogen viel Zeit wegen den Sprachproblemen verlieren.

Dieses Problem verschärft sich dann noch im Grundschulalter. Dies erlebe ich an der eigenen Haut, weil ich selbst in einer Gegend mit einem hohen Ausländeranteil wohne und meine Schwester (9 Jahre) eine Grundschule besucht, in denen das Lernen wegen den Sprachproblemen nur langsam vorankommt. Kinder aus einem gut behüteten Elternhaus haben diese Probleme nicht, weil sie ganz andere Grundschulen besuchen. Somit haben sie einen Vorsprung vor Kindern aus einem schwächeren Elternhause.

Eine weitere große Ungerechtigkeit unseres Bildungssystems liegt in der frühen Selektierung in Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Denn bereits nach der 4. Klasse wird sehr viel durch die Entscheidung des Lehrers über das Leben der Kinder entschieden. Studien haben übrigens ergeben, dass Kinder mit gleichen Leistungen nicht gleich behandelt werden: Kindern aus gutem Elternhause wird häufiger ein Besuch eine Gymnasiums empfohlen.

Ein weiter Grund für die Ungerechtigkeit besonders auf weiterführenden Schulen liegt daran, dass sich viele Eltern sich keine Nachhilfe leisten können. Die wachsenden Bedeutung der Nachhilfe für den schulischen Erfolg lässt sich daran abmessen, dass in den Bereich professionale Nachhilfe (z.B. Schülerhilfe) in den letzten Jahren immer mehr Geld erwirtschaftet wurde. Außerdem können sich die wenigste ein Jahr im Ausland leisten. Doch Kinder, die z.B. ein Jahr in Amerika verbringen können, haben einen riesen Vortschritt vor ihren anderen Altersgenossen, weil sie danach eine fremde Sprache fast perfekt beherschen können.

Meine Lösungsvorschläge für ein gerechteres Bildungssystem sehen so aus: Erstmal vor der Einschulung der Kinder eine Abfragung der Deutschkenntnisse einführen. Wenn Kinder durchfallen sollten sie spezielle Deutschkurse mitmachen. Somit wird garantiert, dass auf der Grundschule das Lernen schneller vorangehen kann.

Die Abschaffung der Hauptschule, Realschule und Gymnasium zu Gunsten der Einheitsschule. Damit wird verhindert, dass eine ungerechte Selektierung stattfindet, die momentan zu früh und außerdem subjektiv ist. Auf dieser Schule soll das fördern im Vordergrund stehen. Nachmittags sollen dann Lehrer bereitstehen, Kindern mit Lernrückstand in bestimmten Bereichen weiterzubringen. Dadurch wird die private Nachhilfe nicht mehr benötigt.

Geschrieben von Benny am 25. April 2008 | Veröffentlicht in Gesellschaft

6 Antworten zu “Sind wir eine gerechte Gesellschaft?”

  1. Mikheil sagt:

    Sehr guter Artikel Benny.

    Dass man eine falsche Empfehlung bekommt, stimmt tatsächlich. Meine Lehrerin hatte mir auch kein Gymnasium empfohlen. Nun ich bin jetzt in der 12. Stufe und einige andere mit Empfehlung konnten es leider nicht ganz so weit schaffen.

  2. Anna sagt:

    Grundsätztlich würde ich dir zustimmen, aber das eine durchgehende Einheitsschule mit Nachmittagsunterricht das Richtige ist bezweifle ich! Nicht nur, dass fast alle Schulen nicht für Nachmittagsunterricht geschaffen sind und äußerst kostenintensiv ausgebaut werden müssen, ich finde, dass verpflichtender Nachmittagsunterricht auch individuelle Interessen zu wenig berücksichtigen kann.
    Im weiteren ist es erschreckend, dass Kinder mit einem migrationshintergrund oder aus sozil schwachen Familien nicht die gleiche Chance haben ein Gymnasium zu besuchen, und deswegen die Unterteilung gerechter sein sollte. Auch dass die Aufteilung auf die drei Schulformen später, beispielweise nach der 7ten Klasse, stattfinden sollte, empfinde ich als richtig.
    Dennoch hast du den Punkt des verlangsamten lernens angesprochen, der dadurch nur noch stärker zum tragen kommt, dass es einheitsschulen geben soll, was die vorhandene Bildungsmisere nur noch verschlimmert. Wenn man schon viel Geld in eine Funktionierendes Schulsystem stecken muss, was dringend notwenig ist, sollte man besseren Unterricht durch weitaus geringe Klassenstärke herbeiführen. In Finnland haben Klassen zum Beispiel grundsätzlich eine maximalauslastung von 15 Schülern. Im wieteren sollte man spezielle Interessenspezifische Bildungsmöglichkeiten, in Form von Sprach- aber auch Naturwissenschaftsförderunga anbieten.
    Übrigens finde ich es toll, dass das Thema aufgegriffen wurde, nur weiter so Benny^^

  3. Lydia sagt:

    Benny,
    Deine Ausführungen über die heutige Gesellschaftslage in der Bildung sind in ihrer Präsenz, meiner Meinung nach zutreffend, aber deine Lösungsvorschläge nicht wirklich die Lage verändern.
    Denn 1. denke ich nicht, dass ein Sprachtest viel verändern würde. Kinder lernen schnell und sollten durch Selektion im Kleinalter nicht sonderlich hervorgehoben werden.
    Und 2. würde eine Einheitsschule noch mehr Chaos bringen. Denn wenn du jetzt schon merkst, dass sich Schüler so diversivieren, was würde dann passieren, wenn diese drei Gruppen aufeinander träfen? – Natürlich wirst du jetzt sagen, dass sie in der Schule erst dazu gemacht werden was sie sind, aber du kannst nicht ernstlich behaupten, dass alle Menschen von Grund auf ähnliche Kompetehzen haben.
    Theoretisch vielleicht, aber theoretisch ist auch fast alles möglich. Das alles in die Praxis umzusetzen und dann letztendlich zu sehen, was das bedeuten würde, schafft Klarheit. Aber muss man denn wirklich aus Fehlern lernen und Opfer bringen, wenn man den Verstand als eine sinnvolle Variante besitzt?

    Gruß,

    Lydia

  4. Mikheil sagt:

    Lydia, ich greife an 😉

    zum 1. Es hängt stark von der Umgebung ab. Benny möchte diese Kinder ja nur durch Nachhilfe und Förderung unterstützen, sie nicht in spezielle Schulen stecken, deswegen finde ich, dass nichts dagegen spricht.

    zum 2. Ich bin überzeugt, diese Schüler werden stark auch durch die Schulen erst geformt. Ob eine Einheitsschule oder nicht, darüber kann man streiten, ich stehe dem realtiv neutral gegenüber.

    Dass aber nicht alle die gleichen Kompetenzen aufweisen, das stimmt nicht. Wer nicht ganz helle in der einen oder anderen Sache ist, gleicht er durch einer anderen Begabung oder durch Fleiß aus.

    Darauf solltest du etwas genauer eingehen, was meinst du eigentlich genau damit? Willst du behaupten, Gene legen fest, was Jemand werden kann oder nicht? Wie viel er erreichen kann?

    Das wäre ja ein furchtbarer Gedanke, der schnell zur (Rassen)selektierung weitergestrickt werden kann…

  5. Falk sagt:

    Ich bin grundsätzlich ebenfalls der Bennys Meinung und auch seine Lösungsvorschläge enthalten einiges gutes.
    Zu 1:
    Sprachförderung für Leute mit schlechten Sprachkenntnissen (ob nun mit oder ohne Migrationshindernissen) sollte in frühester Jugend ansetzen, denn wie Lydia schon richtig schrieb „Kinder lernen schnell“. Deswegen sollte man ihnen auch die Chance dazu geben. Deutschtests sind meines Erachtens allerdings nicht zwingend notwendig, es sollte einfach genug Pädagogen geben, die solche Schwierigkeiten erkennen.

    Zu 2:
    Einheitschulen sind das einzig richtige, um durchlässigeres Schulsystem zu ermöglichen. Da finde ich die Regelung der heutigen Gesamtschulen mit der individuellen Wahl von E(rweiterungs) und G(rund) Kursen gar nicht so schlecht.
    Was die unterschiedliche Leistungsmöglichkeit der Schüler aber damit zu tun hat, dass sie sich diversivieren (sicher, dass es das Wort gibt :wink:) kann ich nicht ganz nachvollziehen.

    Aber das kann natürlich noch nicht alles sein. Die Umstellung der Schulen in Ganztagsschulen und Förderung für alle Schüler (ob nun gut oder schlecht) ihrer persönlichen Stärken, Schwächen und Interessen, sowie kleinere Klassen, mehr Lehrer und vernünftig Lehrpläne fehlen natürlich auch noch. Ach da hätte ich doch fast die tatsächliche Lehrmittelfreiheit (in Deutsch sind wir doch sicher schon bei über 50 €, oder?) vergessen.

    Und klar das ist teuer, aber wenn es nicht für die Bildung ausgegeben wird, wofür dann?
    Einspraungsmöglichkeiten wären dann bspw. die Abschaffung von Bundeswehr und Föderalismus, aber das ist ein anderes Thema. 😉

  6. Mikheil sagt:

    großartiger Kommentar Falk 🙂

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