Rekonstruktion der Massenpanik bei der Loveparade 2010 in Duisburg
Loveparade 2010 in Duisburg. Die Katastrophe findet ca. 17:00 Uhr statt.
Das Szenario: die Anlage wo das eigentliche Fest stattfindet, liegt laut Angaben der Medien 2 km vom Hauptbahnhof entfernt. Die Menschenmasse soll von Ost und West rings um das Gelände kanalisiert und dann zum südlichen Eingang geführt werden. Das Problem hierbei ist, dass der Eingang auch als Ausgang dient.
Es gibt verschiedene Angaben über die Besucherzahlen. Von morgens bis nachmittags sollen mit der Bahn ungefähr 105.000 Menschen angereist sein. Das ist eine Zahl, die konstant wiedergegeben wird. Die Zahl der Besucher insgesamt in der Stadt wird aber teilweise auf 1,4 Millionen Menschen geschätzt. Das Gelände soll für 250.000 Personen ausgerichtet gewesen sein.
Laut der Süddeutschen Zeitung teilte Erich Rettinghaus, NRW- Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigesellschaft mit dass, 500.000 Menschen zur Loveparade angemeldet waren aber nur 250.000 Menschen von der Stadt zugelassen wurden. Zudem soll aber der Oberbürgermeister Sauerland schon im Vorfeld in einem Interview von 1,4 Millionen Menschen als Besucher gesprochen haben.
Die Tragödie von Duisburg ist noch größer als vermutet. Der Leitende Oberstaatsanwalt Rolf Haferkamp korrigierte SPIEGEL ONLINE gegenüber die Anzahl der Verletzten auf 511, 43 davon seien noch in stationärer Behandlung, eine Person schwebe erneut in Lebensgefahr. 19 Menschen waren bei der Love Parade am Samstag gestorben, am Montagabend erlag eine Frau im Krankenhaus ihren Verletzungen – das 20. Opfer.
In der Massenpanik starben 11 Frauen und 8 Männer. Unter den Toten sind 11 Deutsche. Die anderen Opfer kommen aus den Niederlanden, Australien, Italien, China, Spanien und Bosnien. Die deutschen Opfer stammen laut Polizei aus Gelsenkirchen, Münster, Castrop-Rauxel, Bad Oeynhausen, Bielefeld, Mainz, Lünen, Hamm, Bremen, Steinfurt und Osnabrück. Das Alter der Opfer liegt zwischen 18 und circa 40 Jahren. Über das 20. Opfer liegen mir keine Informationen vor.
Jetzt gilt es zu rekonstruieren, wie es denn zu der eigentlichen Panik kam. Das ist freilich sehr schwer, weil man sehr viele Beobachtungen hat, die man letztlich zu einem konkreten Bild zusammenfügen muss. Das Problem bei der Sache ist, dass jeder Beobachter die Situation natürlich aus seiner eigenen Perspektive schon während der Beobachtung analysiert und interpretiert hat, was zur Folge hat, dass man teilweise verzerrte Realitäten zu einem Bild zusammenfügen muss welches der Wahrheit entsprechen soll. Das ist kaum möglich, vor allem mit den Informationen die mir ihr zur Verfügung stehen. Daher werde ich einfach berichten, wie ich es mir erkläre. Es sollte jedem klar sein, dass es eine Interpretation von mir ist, welche auch von logischen Schlüssen von mir genährt wird an den Stellen, an denen mir keine Informationen vorliegen.
Vor der Katastrophe ist der Platz, besonders der Zugang, sehr voll. Zu Anfang seien am Eingang Kontrollen durchgeführt worden. Als der Andrang immer größer wurde, sei die Kontrolle aufgehoben worden. Die Folge war, dass die Masse zwar schneller durchströmte aber gleichzeitig in viel zu hohen Mengen. Dadurch dass die Massen gleichzeitig ein- und aus strömten, erhöhte sich der Druck massiv. Laut Augenzeugen gab es kein Weiterkommen. Menschen standen teilweise stundenlang an einem Fleck. Die Menschen suchten nach einem Ausweg. Dabei wurden auch Absperrungen überwunden. Gleichzeitig ist zu bedenken, dass neben der Enge, der wohl jeder normale Mensch entkommen wollen würde, auch Alkohol und Drogen im Spiel waren. Allerdings ergaben laut dem Spiegel Testproben, dass in diesem Jahr Alkohol und Drogen unterdurchschnittlich konsumiert wurden. Doch auch ohne Alkohol und Drogen muss der Adrenalinspiegel sehr hoch gewesen sein, denn die Menschen hatten Panik. Sie wollten raus aus dem Chaos.
Das Unglück passierte an einem ganz konkreten Ort, an der Hauptrampe am Ausgang des Tunnels, welche zum Gelände führt. Kommt man aus dem Tunnel sieht man meterhohe Mauern. Aus dem Tunnel heraus sind diese Mauern ebenfalls zu sehen. An dieser Mauer befindet sich eine einzige Treppe, die so schmal ist, dass nur ein bis maximal zwei Personen drauf passen. Die Menschen sahen diese Treppe und dachten das sei der einzige Ausgang, der einzige Fluchtweg aus diesem Druck, aus diesem Chaos, dem sie alle entfliehen wollten. Dies hatte zur Folge dass die Masse von hinten zu dieser schmalen Treppe gelangen wollte. Man kann sich vorstellen, dass mit der Zeit der Druck an der Treppe unerträglich wurde, denn von hinten drückten tonnenweise Menschen. Als die Situation eskalierte, war für Menschen, die vorne standen kein Handeln mehr möglich, denn der Druck von hinten war zu groß. Man konnte nicht zurückweichen auch wenn Jemand eine Person vor sich liegen sah, welche blau anlief. Es wird von Augenzeugen berichtet, dass Menschen teilweise zu viert übereinander lagen. Man konnte sich aber mit den Menschen, die mehrere Meter weiter hinten standen und drückten nicht verständigen. Der Druck lässt nicht nach.
Es ist außerdem oft von einer Absperrung die Rede, die die Polizei einrichtete. Von Augenzeugen wird an dieser Absperrung stark gezweifelt und diese wird mit in die Verantwortung gezogen für die Eskalation der Situation. Spekulationen der Zeugen besagen, dass wenn es die Absperrung nicht gegeben hätte, der Druck nicht so gestiegen wäre. Diese Absperrung ist auf YouTube Videos zu beobachten.
Zudem soll der Effekt durch einen Streifenwagen der durch die Menge fuhr, verstärkt worden sein. Dieser Streifenwagen ist tatsächlich auf mehreren Videos in YouTube wahrzunehmen. Es ist auch deutlich zu sehen, dass dieser Wagen Menschen den letzten Raum raubte, denn als er zur Rampe gelangt war, war es an der Stelle brechend voll. Ein Augenzeuge auf YouTube macht unter anderem diesen Streifenwagen für die Eskalation verantwortlich.
Es ist noch von einem anderen Unglücksort die Rede, die Stelle an den Plakatwänden. Diese befinden sich nah an der Treppe. An dieser Stelle standen Container, an denen Menschen hoch kletterten um aufs Gelände zu gelangen. Von oben wurden Kabel gereicht, an denen verzweifelte Menschen versuchten hochzuklettern. Dies war durch die glatten Betonwände jedoch unmöglich – sie stürzten ab. Außerdem kletterten Menschen an einem Lautsprechermast hoch. Wie es aber scheint, kamen Menschen durch den Druck der Masse ums Leben. Tote scheint es hauptsächlich auf der Hauptrampe an der Treppe gegeben zu haben.
Es gibt viele Beschwerden seitens der Augenzeugen. Es sollen Notausgänge nur spärlich und zu langsam geöffnet worden sein. Auch die zweite, etwas kleinere Rampe, wurde nicht freigegeben. Nicht mal ein Megaphon war am Ort des Geschehens. Ein ausgebildeter Sanitäter beschwerte sich zum Beispiel, dass er nicht helfen durfte, weil die Polizisten nicht in der Lage waren ihm zuzuhören und sich anzuhören dass er dazu berechtigt war. Eine Person soll von einem Polizisten sofort für tot erklärt worden sein, nachdem dieser seinen Puls gemessen hatte. Die Beamten schienen überfordert. Menschen sind empört, dass den Warnungen, die eine halbe Stunde bis dreiviertel Stunde vor dem Unglück erfolgten, nicht nachgekommen wurde. Beteiligte sollen den Beamten Konkrete Hinweise gegeben haben, dass die Situation drohte zu eskalieren.
Die schreckliche Nachricht über die Katastrophe verbreitete sich über Medien wie ein Lauffeuer. Menschen wurden nicht mehr zu Loveparade gelassen. Der Bahnhof wurde abgeriegelt. Züge aus anderen Städten fuhren Duisburg nicht mehr an. So werden weitere Massen vom Ort des Geschehens abgehalten. Allerdings kommt so auch niemand mit dem Zug nach Hause.
Von der Stimmung vor Ort gibt es sehr unterschiedliche Berichterstattungen. Man sprach zum Teil von einer friedlichen Stimmung. Allerdings soll es laut Medien sogar zu Schlägereien gekommen sein. Auch ein DJ berichtete über ähnliche Aggressionsausbrüche. Klar ist, dass manche alkoholisiert und mit Drogen zugedröhnt waren.
Die Kritik war vor der Veranstaltung schon sehr groß sowohl von Otto Normalverbrauchern, die in Foren und Kommentaren geäußert wurden, wie man das bei Spiegel Online nachlesen kann als auch vom Lokaljournalisten. Laut Medienberichten soll es diese Kritik aber auch von der Polizei und von der Feuerwehr schon Monate vorher gegeben haben. Auf die Frage was das schlimmste Szenario sein könnte, antworten die Veranstalter und der Krisenstab auf der Pressekonferenz am Morgen der Loveparade jedoch stolz, ein Unwetter wäre wohl das größte Problem. Ein Feuerwehrsprecher gibt an, die Planungen liefen seit ca. einem halben Jahr, weshalb sie optimal vorbereitet seien.
Auf der Pressekonferenz nach dieser Katastrophe werden kaum Antworten gegeben. Die Verantwortlichen wirken befremdend und provozierend in dem Sinne, dass sie jede Schuld von sich weisen und teilweise die Schuld auf die Besucher abschieben. So hätte man die Absperrungen nicht überwinden dürfen. Niemand zeigt sich im Geringsten verantwortlich.
‚Sah das Sicherheitskonzept ursprünglich nicht eine strikte Trennung von ankommenden und fortgehenden Besuchern vor? Der Leiter des Krisenstabes, Ordnungsdezernent Wolfgang Rabe: „Dazu werde ich mich nicht äußern.“‘
Spiegel online veröffentlichte eine Meldung, die auf eine Vertuschungsaktion der Polizei hinwies. Die Computer der Beamten sollen bereinigt worden sein, alle E-Mails und Meldungen inklusive Befehlsplänen sollen vernichtet worden sein. Diese Information solle von einem Beamten stammen. Sie wurde von der Polizei allerdings als falsch zurückgewiesen. Man könne alle Unterlagen anfordern und einsehen.
Es laufen zurzeit mehrere Ermittlungsverfahren. Zwei Verfahren wurden von der Staatsanwaltschaft direkt nach der Katastrophe eingeleitet. Diese Verfahren richteten sich gegen unbekannt. Auch gegen den Oberbürgermeister sollen Anzeigen eingegangen seien. Die Ermittlungen werden sicherlich andauern. Klar ist aber, die Beteiligten und Verantwortlichen werden höchstens mit Bewährungsstrafen zu rechnen haben.
Professor Schreckenberg (Interviewspiegel online):
Laut Professor Schreckenberg wurde der Austragungsort 2 km vom Hauptbahnhof gewählt um den Andrang der Menschen zu mindern. Das Problem dabei bestand darin, dass es nur eine Straße gab um auf das Gelände zu gelangen oder es auch wieder zu verlassen. Ursprünglich war gedacht, dass die Ströme der Menschen die kamen und gingen getrennt wurden, so dass sie aneinander vorbeiströmten. Laut des Zitats von Spiegel online wurde das zunächst auch umgesetzt (was nicht bekannt zu sein scheint), allerdings nur durch Sperrgitter, was zur Folge hatte, dass diese umkippten und sich die Menschenmengen vermischten. Als Folge sei der Ein- und Ausgang blockiert gewesen.
Professor Schreckenberg wird vielfach zitiert: „Wenn der Tunnel die Lösung ist, muss das bis ins Letzte durchgeplant werden.“ Es sollte eine Überlappung der Menschenströme vermieden werden, worin man letztlich versagt hat. Außerdem habe er zu Videoüberwachung geraten. Die Treppe hätte besser abgeschirmt oder laut Professor Schreckenberger gar gesprengt werden sollen. Die Planung schien korrekt, die Umsetzung wiederum nicht.
‚„Wenn der Tunnel geschlossen wird, sollten die Notausgänge geöffnet werden“, sagt er. Außerdem bräuchten die Menschen Ansprache: „Die Menschen brauchen eine Perspektive, dass und wann es weitergeht. Dann bleiben sie auch ruhig.“‘ – stern.de
Kommentar:
Wie Professor Schreckenberger zugibt, waren seine Warnungen viel zu leise. Dem stimme ich zu. Dieser Mann beschäftigt sich beruflich hauptsächlich mit solchen Phänomenen. Er wusste was passieren würde, beziehungsweise was mit einer hohen Wahrscheinlichkeit passieren könnte wenn man seine Sicherheitsvorkehrungen übergeht. Natürlich hätten die Veranstalter, die Organisatoren nicht so ignorant sein dürfen, aber in dem Fall ist doch die Aufgabe des Gutachters so laut wie möglich zu schreien, sich auch an die Medien zuwenden.
Erstens wird gesagt, dass die Menschenmassen auf jeden Fall hätten getrennt werden müssen. Wie kann man dies bei über 1 Million Menschen in Feierlaune inklusive Alkohol und Drogen mit einem einfachen Sperrgitter übernehmen? Was ich besonders bitter finde, ist die Tatsache, dass für den Professor die Gefahr die von dieser Treppe ausging, bewusst war. Für mich ist es eindeutig, dass wenn diese Treppe nicht erreichbar gewesen wäre, dass der tödliche Druck der Masse au der Rampe wesentlich geringer gewesen wäre. Eventuell hätte es dennoch Verletzte oder gar Tote gegeben, aber nicht so viele. Auch was Professor Schreckenberger in anderen Artikeln, in früheren Artikeln bei Spiegel online über seine Forschung preisgibt, zeigt in aller Deutlichkeit welche Gefahrenquelle diese Treppe darstellte. Menschen aus großer Entfernung sahen nur diesen Zufluchtsort, sie konnten keine Empathie für die Menschen vorne entwickeln, weil sie keine Möglichkeit hatten das Geschehen mitzubekommen. Also schoben sie von hinten und zerquetschten vorne Menschen, ohne es zu wissen. Schreckenberg untersuchte zum Beispiel, dass es wichtig sei vor allen Notausgängen eine Säule aufzustellen. Dies verhindere einen zu großen Druck auf diesen Punkt. Bei der Loveparade geschah das genaue Gegenteil. Tausende von Menschen bekamen einen einzigen, winzigen Zufluchtsort vorgeführt, der als die einzige Lösung schien.
Hinzu kommt, wie der Professor schon erwähnt hat, dass ein Kommunikationsmittel fehlte. Wie kann es sein, dass bei einer solchen Veranstaltung ein Megaphon fehlt. Was wäre passiert, wenn ein höherer Beamte am Ort des Geschehens den Überblick hätte behalten können, ein Megaphon oder eine Lautsprechereinrichtung am Ort gehabt hätte, und den Menschen hätte durchsagen können, dass es vorne Verletzte gibt, dass es gleich weitergehen kann, dass man Ruhe behalten soll. Wäre dann eventuell der tödliche Druck vermeidbar gewesen?
Oder wenn man noch einen Schritt weiter geht: Hätten die Polizisten die Menschen an dieser Treppe hochziehen dürfen? War das nicht ein absolut falsches Signal? Hätte die Treppe nicht um jeden Preis verbarrikadiert werden müssen?
Oder zoomen wir raus auf eine andere Ebene. Wieso war ein Gelände für eine Veranstaltung, die das letzte Mal über 1,5 Millionen Besucher hatte auf maximal 250 000 Besucher ausgelegt? Das ist die Zahl, die die Stadt als Besucherzahl genehmigt hatte. Warum hätte das Event wenige Kilometer vom letzten Veranstaltungsort beim nächsten Stattfinden nur maximal ein Sechstel der Besucher anziehen sollen?
Ist an dieser Stelle nicht klar, dass das Konzept an sich absolut zum Wohle der Wirtschaft, nicht zum Wohle der Besucher ausgerichtet war? Wäre auch niemand gestorben, wäre das Fest von Anfang an viel zu unbequem gewesen. Der Platz war schlicht und einfach nicht ausreichend um fröhlich und ausgelassen feiern zu können.
Hierbei gilt es zu bedenken, dass wir nicht wissen was genau passiert wäre, wie viele Menschen noch hinzugekommen wären, wenn man diese Nachricht an den Bahnhöfen nicht verbreitet hätte, wenn man den Hauptbahnhof nicht abgesperrt hatte, wenn diese Nachricht übers Fernsehen und Radio nicht an die potentiellen Besucher gelangt wäre. Wäre eventuell sogar noch eine größere Katastrophe möglich gewesen?
Bei der Planung sollen außerdem Vorschriften gelockert worden sein. Die Breite für die Notausgänge wurde z.B. nicht eingehalten.
Ein fataler Fehler war es, dass die Kontrolle zu Anfang des Tunnels aufgehoben wurde um die Massen bewältigen zu können und mit möglichst hoher Geschwindigkeit durchzuschleusen. Wahrscheinlich hat das die Kapazitäten des Tunnels gesprengt. Kurz vor der Katastrophe soll es zu einer Sperrung gekommen sein, welche dann sozusagen an der falschen Stelle stattfand und Situation verschlimmerte. Insgesamt herrscht Kritik, dass nur ein Weg zum Gelände führte obwohl es durchaus alternative Wege gab, die aber schon nach Plan gesperrt bleiben sollten.
Von den Verantwortlichen heißt es, dass das Gelände niemals überfüllt gewesen sei. Wenn es denn der Fall wäre, warum hätte dann die Polizei Stücke absperren müssen? Zum Teil wird er diese Absperrung verantwortlich gemacht für das Unglück.
Kommentar zum Ende der Party:
Auch die Kritik, dass die Veranstaltung bis 23:00 Uhr weiterlief ist vorhanden. Ich bin nicht einer von denjenigen, der nicht versteht, dass die Veranstaltung zunächst hätte weiterlaufen müssen um eine Massenpanik zu vermeiden. Andererseits ist für mich nicht ersichtlich, warum die Musik nicht etwas leiser gedreht werden konnte oder warum die Party, und das war eine Party neben Leichen, wirklich bis 23:00 Uhr, also fast bis zum Schluss laufen musste.
Kommentar zu YouTube Videos:
YouTube ist eine Quelle, wo man Amateurvideos betrachten kann. Teilweise werden diese Videos kritisiert, weil sie nur die Sensationslust befriedigen sollen. An dieser Stelle bin ich entschieden anderer Meinung. Natürlich mag es Menschen geben, die die Videos nur zu diesem Zweck anschauen. Aber das Videomaterial dient auch dazu, bei der Verarbeitung der Geschehnisse zu helfen, indem in den Kommentaren mit anderen Menschen diskutiert wird und sich die Augenzeugen mitteilen können. Andererseits gibt es besorgte Menschen, die nicht dabei waren, sich aber ein Bild vom Geschehen machen möchten um das Unbegreifbare zu begreifen. Noch eine weitaus wichtigere Funktion erfüllen die Videos ebenfalls. Sie dienen als Beweismaterial. Heutzutage ist es nicht mehr möglich wie früher, ein solches Ereignis zu vertuschen und zu verdrehen. Dazu gibt es einfach viel zu viel Videomaterial. Dieser Punkt ist immens wichtig, da die Menschen teilweise beängstigt sind, dass es Vertuschungsversuche geben könnte.
Die einzelnen Videos können aber nicht zur Aufklärung dienen. Sie sind zu wenig kommentiert. Außerdem wurde dazu das Geschehen von einzelnen zu bröckelig dokumentiert. Die einzelnen Videos müssen analysiert und das Puzzle zusammengefügt werden. Zum Beispiel habe ich bisher kein Video gesichtet in dem klar wird, wie es genau zur Panik kam. Von mir gesichtetes Material zeigt eher eine aufgewühlte aber dennoch kontrollierte Menge, die in der Lage ist die Schwächsten abzutransportieren.
Dennoch wird das Chaos sehr deutlich. Menschen klettern über irgendwelche Mäste. Es ist überall viel zu eng. Da steht ein Container, über welchen die Menschen ebenfalls über eine Leiter auf das Geländer kommen wollen. Auch dieser Container ist absolut überfüllt.
Andere Videos wiederum (die zum späteren Zeitpunkt aufgenommen wurden) sind viel zu heftig, so dass sie nicht im TV gezeigt werden können. Auch im Ausland werden diese nur geschnitten gezeigt. Die Bilder sind grauenvoll. Manche Menschen sind ohnmächtig und man weiß nicht ob sie überlebt haben. Nachdem die Lage abgeklungen ist, wachen Personen über Verunglückte die auf dem Boden liegen, damit die noch vorhandene große Menge von Menschen nicht über die Verletzten trampelt.
Hintergrundinformation über Massenpanik, Informationen aus der Forschung:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,708368,00.html
Augenzeugen berichten:
faz.net (Verständlich, sachlich, mit interaktivem Kartenmaterial)
Videodokumentation von Spiegel TV:
http://www.spiegel.de/flash/0,,23952,00.html
Als Quellen dienten Spiegel.de, Stern.de, Morgenpost.de, Bild.de, süddeutsche.de
Bei Bedarf bin ich bereit meine komplette Notizen inklusive genaueren Quellenangaben zur Verfügung zu stellen.
Zu diesem Zeitpunkt tauchen immer wieder neue Berichte auf mit neuen Informationen. Ich als Einzelner kann diese Informationen nicht allein verarbeiten und aufbereiten, so dass ich nicht auf dem aktuellsten Stand sein kann. Ich bitte für Verständnis.
Randnotiz: in den Medien ist von der Metalltreppe die Rede, diese existiert aber nicht. Auf den Bildern und auf den Videoaufnahmen ist ziemlich deutlich zu erkennen dass die Treppe aus Beton oder Ziegelsteinen besteht. Warum diese Treppe immer wieder als Metalltreppe bezeichnet wird, ist für mich unklar. Ich gehe davon aus das es einfach voneinander abgeschrieben wurde…
Geschrieben von Mikheil am 28. Juli 2010 | Veröffentlicht in Gesellschaft