Aktuelles aus Georgien
Ich bin nun fast seit einer Woche in Georgien, Tbilissi, der Hauptstadt dieses Landes. Ich reise zwar fast jedes Jahr hierhin, doch war so viel Veraenderung meiner Meinung nach noch nie zu sehen oder zu mindestens noch nie so offenschtlich. Man kann langsam mit blossem Auge einen Fluss nach vorne erkennen. Natuerlich kann man so nichts ueber die Stabilitaet dessen sagen, aber es sind deutliche positive Zeichen zu sehen.
Die Strassen haben sich veraendert. Es wird restauriert, erneuert und neu gebaut. Ueberall wo das Auge hinreicht, wird gebaut. Aufbau ist immer gut. Uralte Bauten (z.B. aus dem vierten, achten oder sechszenten Jahrhundert), oft Kirchen, die seit Jahren vernachlaessigt wurden, bekommen wieder Aufmerksamkeit. Ebenfalls das nationale Museum, das Schaetze von unbezahlbarem Wert aufbewahrt, wird modernisiert.
Wie alles, hat aber auch dieser positive Fortschritt eine Kehrseite. Teilweise werden in diese kleine, suesse, uralte Stadt ‚moderne‘ Bauten reingefpanzt, die riesig sind, nicht zum Stil passen und das Bild der Stadt einfach nur zerstoeren. Insgesamt bin ich aber optimistisch und glaube, dass die meisten Menschen so schlau sind, dass sie das Besondere an Tbilissi nicht zerstoeren.
Neben dem Aufbau, der von dem wirtschaftlichen Aufschwung in Georgien zeugt, tun es die Autos. So viele, so wertvolle Autos sieht man selten. Arme Menschen fahren keine teuren Autos – logisch, oder nicht?. Die Renten sind gestiegen, auch die Sozialleistungen. Ordnung ist eingekehrt. Man hat allgemein weniger Angst vor Kriminalitaet. Man sieht anstaendige Polizisten mit vernuenftiger Ausruestung. Strassen werden verschoenert und gesaeubert, wie die unterirdischen Fussgaengerzonen. Der Tourismus lebt wieder auf. Menschen haben wieder Arbeit. Nach dem Chaos und dem wirtschaftlichen Kollaps nach der Unabhaengigkeit scheint Normalitaet einzukehren.
Doch sind wir noch lange nicht da wo wir hin wollen. Ich habe in dem Absatz zuvor zwar ein sehr rosiges Bild gemalt und tatsaechlich sieht es fuer viele noch rosiger aus, aber es gibt Menschen und diese sind wahrscheinlich nicht die Minderheit, fuer die es nicht ganz so rosig aussieht. Renten sind gestiegen, aber Preise auch. Alles wird fur die reichen zurecht gemacht aber die Masse der Gesellschaft wird zurueckgelassen, denn sie kann sich den Luxus der Reichen nicht leisten. In vielen Bereichen steigen die Loehne, Geschaefte machen mehr Umsatz aber die kleinen Laeden und Ihre Mitarbeiter mit neun Lari (ca. 4 Euro) Lohn Pro Tag bleiben auf der Strecke. Kurz und knapp, es bildet sich eine Kluft zwischen arm und reich.
Man muss abwarten. Natuerlich koennen nicht alle gleichzeitig reich werden. Natuerlich spueren die Menschen auch die Nachteile des Kapitalismus. Aber ich bin optimistisch. Wenn es gut weiter lauft, dann haben wir bald ein schoenes, reiches und augeglichenes Land…
Kulturell sieht es aehnlich aus in Georgien. Die Menschen sind „verwirrt“. Die Gloablisierung und der Amerikanismus hat uns leangst erreicht nach vielen Jahrzehnten unter russischem Einfluss. Viele Menschen greifen es mit Freude aus, andere versuchen es mit Tradition und Religion zu bekaempfen und andere widerrum versuchen beides unter einem Hut zu bringen, was wohl das Beste ist um seine Kultur zu erhalten und sich auch nicht zu isolieren. Es ist noch viel zu tun, das ganze Land ist in staendiger Bewegung – es bleibt nur zu hoffen, das es in die richtige Richtung „segelt“.
Mehr von mir und „meinem“ Land Georgien ein anderes mal…
PS: Meine lieben Autoren bitte ich diese Seite nicht zu vergessen und selbststaendig auch ohne mich Artikel zu veroeffentlichen, sonst ist diese Seite sinnlos und praktisch tot; dafuer ist sie aber viel zu schade – oder nicht?
Geschrieben von Mikheil am 05. Juli 2008 | Veröffentlicht in Sonstiges
06. Juli 2008 um 14:21
Ich finde dein Artikel richtig interessant, man spürt sogar im fernen Bochum die Aufbruchsstimmung in Georgien.
Ich hab nur eine Frage, ob vielleicht ein möglicher militärischer Konflikt zwischen Russland und Georgien um die abtrünnige georgische Provinz Abchasien die Stimmung bei dir eintrübt?
09. Juli 2008 um 09:05
Benny, man kann es so sagen: Wenn man keinen Fernseher hat (oder schaut), kennt man auch keinen Konflikt 🙂
10. Juli 2008 um 23:44
Ok das ist eine Antwort.
11. August 2008 um 22:08
Es ist verdammt traurig über die Hoffnungen für „dein Georgien“ und die Möglichekeuten durch den wirtschaftlichen Aufschwug zu lesen und gleichzeitig in den Nachrichten von Panzern; Krieg; Mord und Toten zu hören…