Facebook schluckt Whatsapp und Threema verpasst seine Chance auf den großen Erfolg
WhatsApp wird von Facebook übernommen und leichte Panik macht sich im Internet breit. Das will ich gar nicht anprangern, ich bin mit dabei. Als größter und sicherster Konkurrent wird Threema angepriesen. Die Threema App soll ähnliche Funktionen wie Whatsapp aufweisen, jedoch sicherer sein, indem die komplette Datenübertragung vom Sender bis zum Empfänger verschlüsselt sei und der Schlüssel nur beim Empfänger liege. Außerdem wird als Pluspunkt genannt, dass die Server sich in der Schweiz befinden und nicht direkt in die unmittelbare Zugriffszone der US Institutionen, die mehr oder weniger (eher mehr) beliebig auf Daten zugreifen können, wie es sich in den letzten Monaten herausstellte. Zudem seien alle Daten ehe verschlüsselt.
Ich bin zunächst gar nicht skeptisch Threema gegenüber und werde es mir auch runterladen. Allerdings bin ich absolut skeptisch dem Geschäftsmodell gegenüber welches Kasper Systems GmbH verfolgt. Ab heute ist der Deal zwischen Whatsapp und Facebook offiziell bekannt, die Medien schreien nach Alternativen und preisen Threema an, Whatsapp hat sich verraten (denn es hieß von der Unternehmensführung bisher immer, man würde Whatsapp nicht verkaufen).
Was passiert aber wenn ich auf den Appstore zugreife und mal Threema ausprobieren möchte? Na, nichts! Es steht nur eine kostenpflichtige Version zur Verfügung. Und die kostet stolze 1,60€! Der letzte Satz ist Ironie. Das ist nicht viel Geld, das ist mir bewusst. Jedoch müssen folgende Punkte beachtet werden. Die erfolgreichsten Apps sind kostenlos, wie z.B. Whatsapp – welches zumindest für ein ganzes Jahr kostenlos war. Andere Apps erzielen ihre Umsätze durch In-App Verkäufe. Oder man wird erfolgreich, indem man sich über Werbung finanziert. Versetzt man sich nun in meine Rolle, tritt folgende Situation auf: Ich weiss, 99% meiner Freunde und Bekannte werden Threema nicht besitzen. Das heißt, ich würde mir eine App kaufen, weil ich bereit bin für Sicherheit gerne etwas zu zahlen – nicht weil ich die App mit ihren Funktionen bräuchte. Der praktische Nutzen wäre zunächst sehr gering und würde nur wachsen, wenn die App auch andere meiner Bekannten installieren würden… Wäre die App gratis, könnte man sie direkt an alle Whatsapp Nutzer zusammen mit der schockierenden Nachricht der Facebook Übernahme anpreisen. Außerdem, wenn es auch um wenig Geld geht, mag man in der Welt der zahllosen Apps wissen, wie gut etwas ist, bevor man zahlt. Andere kostenpflichtige Apps machen das erfolgreich vor. Es gibt Trial Versionen von den Apps, die zeitlich begrenzt sind – dazu würde Whatsapp auch zählen mit der Jahresbegrenzung. Das dritte Argument gegen das jetzige Vertriebsmodell ist, welches für mich persönlich am meisten Gewicht hat: Das kaufen im Appstore ist gar nicht so einfach. Man braucht nämlich eine Kreditkarte oder einen Gutscheincode – man kann nicht einfach über die Telefonrechnung oder gar eben mal bar bezahlen. Also muss man für diese App sich die Mühe machen und seine Kreditkartendaten hergeben oder sich sogar welche „leihen“, wenn man keine besitzt. Also eine große Hürde mehr, besonders für junge Nutzer, die unter den Smartphone Besitzern eines der wichtigsten Zielgruppen zu sein scheint – für die Facebook gerne mal 19 Milliarden hinblättert.
Aus meiner Sicht ist die Strategie schon beinahe als „dumm“ zu bezeichnen oder eben als „keine Strategie“. Die App bekommt mehr kostenlose Werbung als sie hätte jemals finanzieren können – denn es ist in den Schlagzeilen aller Computer Zeitschriften bzw. deren Webseiten und nicht nur dort… Es ist in den Mainstream Medien und verpatzt die Chance, auf „allen“ Smartphones zu landen und somit der neue Standard zu werden. Dieser Erfolg würde dem Unternehmen im Endeffekt auch wirtschaftlich sicher gut tun und uns auch, denn eine App wie diese lebt davon, dass es möglichst viele Handybesitzer haben – wie Whatsapp es erfolgreich vorgemacht hat. Also was bleibt einem zu sagen: schade! Hoffen wir dass eine Trial oder kostenlose Version erscheint, ansonsten wird Threema nur im engen Kreis gewisser Gruppen ein Erfolg.
Geschrieben von Mikheil am 21. Februar 2014 | Veröffentlicht in Internet
05. Juni 2014 um 13:09
Man kann sich sehr gut vorstellen, dass Facebook sich etwas mehr durch die Übernahme gewünscht hat, aber das Gegenteil wurde damit erzielt. Bleibt abzuwarten, ob sie diese Entscheidung irgend wann vielleicht doch einmal bereuen werden. Ich werde das Thema auf jeden Fall mit sehr viel neugierde weiter verfolgen.